Die Insel Menorca befand sich von 1712-1802, dem Jahr, in dem sie endgültig Spanien zufiel, unter britischer Herrschaft. Der englische Einfluss auf Menorca ist noch bis in die heutige Zeit zu spüren, was sich u.a. in der Beliebtheit ausdrückt, die der Gin sowohl vom Konsum her, als auch als Bestandteil kultureller Identität unter den Menorquinern geniesst. Obwohl der Gin ursprünglich von den Holländern stammt, waren es die Engländer, die ihm Leben einhauchten und von Importeuren zu Fabrikanten und begeisterten Konsumenten avancierten. Während der englischen Vorherrschaft auf Menorca begann man auch mit der Ginproduktion, die für die dort stationierten Soldaten gedacht war. Ursprünglich wurde der Gin aus einem durch Getreidefermentation gewonnenen Schnaps hergestellt, der anschliessend mittels verschiedener Techniken destilliert und mit Wacholderbeeren (Juniperus communis) aromatisiert wurde. Diesem wurden weitere Zutaten beigemischt, wie z.B. Koriandersamen und -körner, Engelswurz, Zimt, Kümmel, Orangenschale, etc. Nach und nach verwendete man aber neben den Getreideschnäpsen zunehmend auch andere Alkoholsorten aus landwirtschaftlicher Produktion. Derzeit erlaubt die europäische Gesetzgebung, dass alkoholhaltige Getränke auf Wacholderbasis" mit Wacholderbeeren gewürzt und mit Äthylalkohol aus landwirtschaftlicher Produktion, Schnaps oder einem Getreidedestillat hergestellt werden. Der mediterrane Geist der Insel Menorca hat aber anstelle von Getreidedestillaten zu einer Bevorzugung eines auf Weinbasis gewonnenen Alkohols geführt. Dieser mediterrane Touch verleihen dem Gin aus Mahón, neben verschiedenen aromatischen Kräutern, eigenen Charakter und Persönlichkeit. Obwohl die Ginherstellung auf Menorca begann, um die Nachfrage der Engländer zu erfüllen, wurde er schliesslich zunehmend mehr auch von den Inselbewohnern geschätzt und getrunken und überlebte so den Abzug seiner ursprünglichen Konsumenten.
Heute ist er Bestandteil der Geschichte, des Geschmacks, des Brauchtums und der Festlichkeiten der Menorquiner und durch seine weitere Verbreitung auch vieler Einwohner der Nachbarinseln.
Herstellung
Der Gin aus Mahón wird durch Destillierung von auf Pflanzenbasis hergestelltem Äthylalkohol und Wacholderbeeren (Juniperus communis) erzeugt, die mittels Holzfeuer in kupfernen Destillierkolben erhitzt werden.
Es werden vorzugsweise Beeren aus Kulturpflanzen verwendet, die in einer Höhe von 800-1000 m wachsen, damit das Destillat ein Höchstmass an Geschmack und Aroma erhält. Für die Herstellung von Gin aus Mahón dürfen ansonsten keinerlei weitere Zusätze, Aromen oder Extrakte verwendet werden. Die Destillate haben einen Alkoholgehalt von 30-43%. Bei der Herstellung werden möglichst keine konzentrierten Basisdestillate benutzt, die mittels Zugabe eines Wasser-Alkoholgemischs schliesslich das Endprodukt ergeben. Damit werden Geschmacksverluste oder -veränderungen vermieden, die durch solche Konzentrate entstehen könnten, wodurch eine bessere Ausgewogenheit und Natürlichkeit erzielt wird. Der Gin wird in Fässern aus heller Eiche nach amerikanischer Art aufbewahrt, damit er auch den Geschmack des Holzes annehmen kann, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Die geographische Herstellungsbeschränkung konzentiert sich auf die Insel Menorca.
Sensorische Eigenschaften
Es handelt sich um eine transparente, farblose, nicht zähflüssige Substanz, die ein intensives Aroma nach Alkohol verströmt und bei der die flüchtigsten Wirkstoffe des Wacholders überwiegen, obwohl auch Aromen anderer Körner und Samen wahrgenommen werden. Er ist trocken und feurig, wie es sich für ein hochprozentiges Getränk gehört, aber gleichwohl fein, ausgewogen und delikat am Gaumen und seine Wacholdernote ist klar herauszuschmecken.
Chemische Eigenschaften
Der mit Ursprungsbezeichnung geschützte Gin aus Mahón erfüllt folgende chemische Voraussetzungen:
Produktionsdaten 2023
Anzahl der Hersteller: 1
Produktion: 336.000 L